Über die Sammlungen des Museumsvereins Bruneck
Die Historische Sammlung des Museumsvereins geht zum Großteil auf den 1844 verstorbenen Brunecker Bürgermeister und Chronisten Johann Nepomuk Tinkhauser zurück und umfasst bedeutende lokale sakrale Werke vor allem aus der Spätgotik (z.B. den sog. Sonnenburger Altar, Werke von Michael Pacher, Friedrich Pacher, von Simon und Veit von Taisten und dem Meister von Uttenheim) und dem Barock (z.B. Werke von Paul Troger und Carl Henrici), sowie verschiedene Porträts, Landschafts-und Genrebilder aus dem 17.-19. Jahrhundert. Hervorzuheben sind auch Kunstwerke wie eine kleine Prähistorische Bronzefigur, ein Becher aus Muranoglas, einige Holzschnitte von Albrecht Dürer und das Herzstück des Buchbestandes, das so genannte „Sonnenburger Calendarium“, eine medizinisch-astrologische Schriftensammlung aus den Jahren 1439-1746.
Zum Wahrzeichen des Museums ist der Schlussstein von Michael Pacher geworden, der ursprünglich aus der Kirche von Issing stammte. Es handelt sich dabei um eines der frühesten Werke des Malers und konnte 2004 durch eine Schenkung in die Sammlung des Vereins aufgenommen werden.
Als der Verein 1990 neu gegründet wurde, setzte die Sammeltätigkeit erneut ein und konzentrierte sich schwerpunktmäßig einerseits auf die Kunst Tirols des 19. bis 21. Jahrhunderts, und andererseits auf die Grafik im weitesten Sinn, wobei regionale und internationale Künstler vertreten sind. Weiters verfügt der Verein über eine Exlibris-Sammlung (ca. 12.000 Stück) und den Fotobeständen des Fotografen Ernst Mariner, der Fotografenfamilie Kofler und einer Sammlung von Fotografien, die einen Querschnitt durch die Fotogeschichte des 20. Jh. präsentiert.
Aus dem 19. Jh. stammen Werke wie Landschaftsidyllen der Brüder Gottfried und Ignaz Seelos oder eine Hausfluransicht des Grödners Josef Moroder-Lusenberg. Die Werke aus der ersten Hälfte des 20. Jh. reichen vom Expressionismus eines Emil Nolde oder Werner Berg über die kubistisch-futuristischen Positionen von Fortunato Depero bis hin zur neuen Sachlichkeit Alexander Kanoldts. Künstler wie die Brüder Stolz, Alexander Koester, Carl Moser, Leo Putz, Hans Weber-Tyrol oder Eduard Thöny bilden mit ihren Werken eine Brücke zum regionalen Umfeld.
In die Zeit nach 1945 fallen z.B. die experimentellen Farbkompositionen und Batikcollagen der Grödnerin Mili Schmalzl, die frischen Modezeichnungen und Porträts von Gina Thusek und die Fassadenentwürfe und Holzschnitte des 2011 verstorbenen Klausner Künstlers Heiner Gschwendt. Interessant sind auch die Drucke und Tuschezeichnungen Paul Floras sowie die Radierungen und Papierarbeiten von Markus Vallazza welche zu den bekanntesten Südtiroler Grafikern gehören.
Besonders hervorzuheben sind die Werke jener zweiten Künstlergeneration, die in der schwierigen Zeit der Nachkriegsjahre aus der kulturellen Enge des konservativ-traditionellen Kunstklimas Südtirols auszubrechen suchte. Es handelt sich hierbei um Hans Ebensperger und Karl Plattner, die zusammen mit dem Weggefährten Peter Fellin das Land mit zeitgemäßem, künstlerischen Gedankengut befruchteten und der europäischen Avantgarde öffneten.
Hinzu kommen noch Werke von national und international geschätzten Künstlern aus dem deutschen und italienischen Kunstraum, die eine ideale Ergänzung zu den regionalen Kunstäußerungen darstellen. Dazu gehören bekannte Hauptdarsteller der verschiedenen gegenstandslosen Tendenzen wie der vielseitige Bauhaus-Schüler Hans Joachim Breustedt, der energische norddeutsche Siegward Sprotte und die beiden Österreicher Karl Mostböck und Reiner Schiestl.
Die zeitgenössische Pustertaler Kunstszene hingegen ist vertreten durch Künstler wie Julia Bornefeld, Elfriede Gangl, Wilma Kammerer, Franz Kehrer, Annemarie Laner, Albert Mellauner, Linda Wolfsgruber und Armin Zingerle.